Waffen, Kinder und Märchen

Aktuell regen sich alle Medien darüber auf, dass die US-Waffenlobby NRA die Märchen der Gebrüder Grimm umschreibt, in dem die Opfer sich mit Schusswaffen gegen die blutrünstigen Attentäter wehren, wobei kein einziger Schuss fällt und Sheriff und Jäger zur Hilfe gerufen werden.

Die „Brady Campaign to Prevent Gun Violence“ warf der NRA vor, das sei nichts anderes als eine ekelhafte, moralisch verwerfliche Marketingkampagne.

US-Waffenlobby schreibt Märchen um

Rotkäppchen und seine Großmutter kennt jedes Kind. Aber mit Gewehr? Die US-Waffenlobby hat kurzerhand die Geschichten umgeschrieben und die Figuren bewaffnet – zum Entsetzen derer, die für strengere Waffengesetze kämpfen.

Die „Brady Campaign to Prevent Gun Violence“ warf der NRA vor, das sei nichts anderes als eine ekelhafte, moralisch verwerfliche Marketingkampagne. Märchen seien nun mal lustiger als die harte Realität, in der jeden Tag fast 50 Kinder und Teenager in den USA durch Schusswaffen verletzt oder getötet werden.

Tatsächlich fällt in den neuen Versionen von Hänsel und Gretel und Rotkäppchen nicht ein einziger Schuss. Am Ende kommt der Sheriff und sperrt die Hexe ein, und der Jäger bewacht den Wolf, den Großmutter und Rotkäppchen in Ketten gelegt haben.

Im Mai will die Autorin eine Neuversion von „Die drei kleinen Schweinchen“ veröffentlichen. Vielleicht zeige sich dann ja, dass man sogar ein Haus aus Stroh vor dem großen bösen Wolf schützen kann, sagt der Moderator von „Cam&Co“. Unausgesprochen bleibt: solange das Schweinchen ein Gewehr hat.

Tagesschau vom 26.03.2016, Von Rolf Büllmann, ARD-Studio Washington 

Schauen wir uns das Argument der Brady Kampagne genauer an:

Märchen seien nun mal lustiger als die harte Realität, in der jeden Tag fast 50 Kinder und Teenager in den USA durch Schusswaffen verletzt oder getötet werden.

Märchen sind nicht lustig!

Viele Märchen tragen sozialrealistische oder sozialutopische Züge und sagen viel über die gesellschaftlichen Bedingungen, z. B. über Herrschaft und Knechtschaft, Armut und Hunger oder auch Familienstrukturen zur Zeit ihrer Entstehung, Umformung oder schriftlichen Fixierung aus.

Sie waren ursprünglich nicht nur für Kinder gedacht, sondern entstanden vor allem aus volkskundlichem Interesse und erhielten entsprechende märchenkundliche Kommentare. Wilhelm Grimms sprachliche Überarbeitungen schufen daraus einen Buchmärchenstil, der bis heute das Bild von Märchen prägt.

Zitat aus Wikipedia: Märchen und Grimms Märchen

Von den fast 50 Kindern sind 84% über 17 Jahre alt

Laut einer Studie mehrerer Wissenschaftler der Pädiatrie waren 84% der in ein US-Krankenhaus eingelieferten Kinder und Jugendlichen zwischen 15 bis 19 Jahre alt.

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Die gleiche Studie zeigt, dass männliche Opfer überwiegen (8:1). Auch wenn man es „politisch korrekt“ nicht erwähnen dürfte, gibt es mehr schwarze männlichen Opfer (25 per 100.000) als spanische (8), andere (7) und weiße (3).  Wer zwischen 15 bis 19 Jahre alt ist, schwarz und männlich, lebt mit dem Risiko von 1:672 wegen einer Verletzung mit Schusswaffen ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Das Risiko erhöht sich, sofern man Transferzahlungen vom Staat erhält. (Anmerkung von mir: da die Täter – laut anderen Studien – überwiegend der gleichen Ethnie angehören, entfällt das Motiv Rassenhass, stattdessen ist das Motiv Gangmitgliedschaft zu vermuten).

Hospitalizations Due to Firearm Injuries in Children and Adolescents

Das CDC berichtete, dass im Jahr 2010 ein sechsjähriges Kind durch einen Schuss starb; insgesamt waren es 36 Kinder unter 10 Jahren. In den USA leben fast 41 Millionen Kinder unter 10 Jahren. Zwei Drittel dieser tödlichen „Schussunfälle“ wurden mit Waffen ausgeführt, die sich in den Händen von erwachsenen Kriminellen befanden. Mit anderen Worten: nur sehr wenige Kinder kommen in den USA zufällig an eine Schusswaffe und lösen einen tödlichen Schuss aus. Aber natürlich berichten unsere Medien über jeden dieser 12 echten Unfälle, wogegen die „Unfälle“ durch Einbrecher, Räuber meist verschwiegen werden.

Wenn Sie wirklich um die Sicherheit von Kindern in den USA besorgt sind, dann sollten Sie andere, wenn auch weniger offensichtliche Gefahren überprüfen: Schwimmbäder, Badewannen, Wassereimer , Fahrräder, Chemikalien und Medikamente. In den USA starben im Jahr 2010 1070 Kinder unter 10 Jahren durch Ersticken, 609 Kinder durch Ertrinken, 262 durch Brände, und 54 durch Vergiftungen, sowie 923 bei Verkehrsunfällen.

Quelle: CDC Daten – gesammelt von John Lott

Ansonsten ist zu den USA zu sagen, dass es dort – wie überall – einige sehr dumme, verantwortungslose Eltern gibt, die ihre Schusswaffen unsicher aufbewahren und ihre Kinder nicht über die Gefährlichkeit aufklären. Anscheinend jedoch weniger als die Eltern, die ihre Kleinkinder in der Badewanne oder dem Swimmingpool ertrinken lassen.

If you see a gun: Stop! Don't Touch. Run Away. Tell A Grown-Up.Von daher begrüße ich das „Eddie Eagle Programm“ der NRA in den Grundschulen, die dieses Manko abstellen.  Seit 1988 hat die NRA über 28 Millionen Grundschulkinder beigebracht, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie eine Waffe sehen:

STOP!
Nicht anfassen.
Verlass den Ort.
Erzähle es einem Erwachsenen.

Wenn verantwortungsvolle Eltern mitmachen, dann gehen solche Funde so aus:

Kathy Jackson beschreibt sehr anschaulich, wie sie es in ihrer Familie machte und wie ihre erweiterte Eddie’s Eagle Regel tatsächlich funktionierte.

Weiterlesen (mittig):  Waffen und Kinder: Waffenwahn?

Doch wer, wie die „Brady Campaign to Prevent Gun Violence“, nicht wirklich an der Verhinderung von Waffengewalt interessiert ist, sondern daran, Waffenbesitz zu verringern, der überzieht solche Programme mit Häme, um den Veranstalter – die böse Waffenlobby NRA – zu diskreditieren.

 

11 Gedanken zu “Waffen, Kinder und Märchen

  1. Natürlich, wer normal denkt und normal agiert der zeigt seinen Kindern wie es im praktischen Leben funktioniert.
    Auch und eben gerade mit den Waffen.

    Ich habe als 6 Jähriger von meinem Vater eine Sense bekommen, so eine kleine, ein Kindermodell.
    Damit lernte ich mähen, ahmte Vaters routinierten Stil nach und schnitt mir beim ersten Wetzen in den Daumen, …..aber so wurde das gemacht.

    Ich wusste mit 6 das es Unterschiede gibt, das Waffen gefährlich sein können, das sie etwas anderes sind wie eine Sense, das man mit dem einen übern darf, mit dem anderen nicht.
    Erziehung war das, das selbe was sie in den USA auch erreichen möchten.

    Auf unserem Hof hatten wir einfach viele gefährliche Dinge, aber man wuchs mit ihnen auf und lernte ganz nebenbei wie man sich selber schützt und richtig verhält.
    Als Vater meine ersten Mähversuche sah hat er sich gefreut, den Söhne sollten traditionell ja werden was die Väter schon waren…….. und das wollen auch die waffenbesitzenden Väter in den USA.

    Ein Vater ist stolz wenn dem Sohn Vaters Hobby gefällt, also zeigt er ihm seine Waffen und geht mit ihm in den Schiesstand, ganz normal eben…….Früher arbeitete man zusammen, heute sucht man die Nähe zu seinen Kindern auf etwas andere Art.

    Aber…………….
    Vernunft und Praxis werden durch Ideologie ersetzt, das ganz alltägliche der dem unterworfen.

    Ich wusste mit 6 Jahren das man die Finger von den Waffen lässt, das die Zeit für eine eigene Waffe erst später kommen würde. Bis dahin durfte man mit dem Bruder mal schiessen um „das warten auf später“ zu überbrücken.

    Heute aber werden solche vernünftigen Brüder, Väter und besonders Mütter, beinahe schon als ………………………

    Für mich ist das was sie in den USA tun, manchmal etwas merkwürdig, aber es ist richtig.

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  2. Wenn man sich ein bisschen in das Thema Märchen-Literatur einarbeitet, dann findet man heraus, daß die Gebrüder Grimm die alten Haus- und Volksmärchen kräftig entschärften. In den Originalfassungen waren die wesentlich düsterer und grausamer, als in der Fassung, die dann veröffentlich wurde.

    Die Brady-Campaign ist einfach nur bigott – aber vielleicht kennen die Mitglieder auch nur die pappsüßen, rosaroten Disney-Versionen dieser Märchen – die den reichlich grausigen Originalen oft nur oberflächlich ähneln.

    Das wäre auch typisch für Waffengegner, die sich meist in eine idealisierte, gewalt- und waffenfreie Utopie verspinnen und viel zu oft die harte Realität ausblenden. Sicher, die Vorstellung einer gewaltfreien Welt ist eine schöne Utopie. Wer sich aber mit Evolutionsbiologie, Evolutionspsychologie und Geschichte beschäftigt, weiß, daß solche Utopien genau das bleiben werden – Luftschlösser, die einstürzen, sobald die Realität die Mauern einreißt. Um so vehementer wird ein trügerisches Weltbild verteidigt, vor allem, wenn die Realität immer näher an die eingebildete Komfortzone heranrückt. Die Waffengegner führen einen erbitterten Rückzugskampf – was klar ersichtlich ist, wenn man die Umfragen zu Schußwaffen in der US-Bevölkerung ansieht. Mehr als 70% sind für Waffenbesitz – sogar Menschen, die selbst keine Waffen haben und auch keine haben wollen.

    Waffengegner in den USA sind eine kleine, aber sehr laute, medienwirksame und teilweise einflußreiche Minderheit, die oft von sehr reichen Lobbyisten wie Michael Bloomberg finanziert werden. (Etliche der Anti-Waffen-Organisationen existieren nur deshalb weil Bloomberg sie aufgebaut hat und mit Finanzmitteln stützt.)

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    • Meine Oma hatte noch ein Märchenbuch in Fraktur-Schrift mit sehr drastischen Märchen. In dem einen musste ein Mädchen, um ihre Geschwister zu retten, täglich ihren Finger durch ein Schlüsselloch stecken, damit der Unhold dahinter ihr den Lebenssaft absaugen konnte, indem er am Finger lutschte. Ich habe diese Märchen als Kind selber gelesen (unter 10 Jahre), wie ich mir auch als Kleinkind die bebilderten Prospekte der Unfallgenossenschaft immer wieder angeschaut habe. Deren Abbildungen waren ebenso schrecklich wie die im Struwelpeter, nur im HB-Männchen-Stil.

      Damals wurden Kinder nicht in Watte gepackt. Wenn wir Rollschuh liefen, hatten wir halt danach alle blutige Knie. Wenn das Messer einen neuen Schleifschnitt bekam, hatten wir danach blutige Finger.

      Damals sind wir auf dem Spielplatz hinter’m Haus und unterwegs im Viertel super wütend geworden, haben uns gegenseitig verprügelt und unsere Eltern ließen uns trotzdem mit dem Taschen- oder Fahrtenmesser als Kinder (unter 10 Jahren) unbeaufsichtigt raus.

      Warum hat das funktioniert? Weil wir auf uns gegenseitig aufgepasst hatten. Die Größeren passten auf, dass die Kleineren die Spielregeln einhielten. Wenn einer wirklich zum Berserker wurde, dann haben ihn mehrere vom Opfer runter gezogen. Und es gab viele No-Gos: in den Bauch oder auf den Kopf treten, sowie mit anderen Dingen außer Stöcken kämpfen. Und beim Stockkampf nicht zustechen….

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      • Wir haben heutzutage eine Mimosen- und Weicheigesellschaft, die mit der immer vorhandenen Gewalt nicht umgehen kann.

        Das hat böse Folgen, da die Symptome nicht erkannt und ihnen auch nichts effektiv entgegengesetzt wird.

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    • keine Waffe wird jemals ein Verbrechen verhindern, ich bin sicher, ich könnte sogar einen Waffenladen stürmen und die Menschen darin würden zu Boden gehen, bevor sie sich der Waffen besinnen von dem sie umgeben sind

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      • In Europa könnte Ihnen das in den meisten Mitgliedstaaten gelingen, obwohl sogar das deutsche Recht Waffenhändlern erlaubt, in den eigenen Geschäftsräumen ohne zusätzliche Genehmigung Waffen zu führen und es auch Waffenhändler gibt, die einen Waffenschein (zum Führen der Waffe in der Öffentlichkeit) haben.

        In den USA gibt es sogar Videos, die zeigen, dass Waffenhändler sich mit fatalem Ende für den Räuber mit Schusswaffen wehren: Überfall auf Waffenshop: Besitzer erschießt Räuber
        http://www.krone.at/videos/.-story-548680

        Bisher unterstützen alle Kommentatoren die Notwehrhandlung des Waffenhändlers auf der österreichischen Nachrichtenseite, obwohl diese für einen der Räuber ein finales Ende fand.

        Liegt das am Medium, am Land Österreich oder hat sich die Einstellung der Bürger zu Notwehr geändert?

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  3. @ lawgunsandfreedom

    Ja richtig, aber nur für die USA.

    For Europa gilt immer noch zunehmende Repression zu Gunsten von ideologischen Träumereien.

    Soros un Bloomberg sind da wichtige Treiber …… gegen Waffen in den USA, aber sie haben verbündete bei den Demokraten, beziehungsweise deren Regierungen, das macht sie mächtig.
    Man sieht daran sehr gut was die Bürger in den USA derart ärgert das sie einen Donald Trump wählen. …….Es ist diese Vereinnahmung der Regierungspolitiker durch Lobbyisten.

    Für Europa wäre ein Trump als Präsident die weit bessere Sache wie eine Hillary. Er hat Fachwissen was Geschäfte und Geld angeht, was sehr wichtig ist bei 17 Billionen Staatsschulden.
    Und Reps respektieren andere Staaten mehr wie die Dems. Wer seinen Willen bekundet wird von den Reps anerkannt, während die Demokratischen Regierungen unaufhörlich linke Anliegen durchboxen und die Grösse der USA dazu missbrauchen um ihren Anliegen über die Gesetzgebung weltweit Geltung zu verschaffen.
    Steuerschlupflöcher sind den Geldverschwendern, und da sind die Dems weit vor den Reps, ……ein Dorn im Auge, nur bei ihnen im Land selber werden solche Steueroasen gern geduldet.

    Was wir auch denken, die Demokraten stehen für mehr Staat, weniger Freiheit und ungezügeltes Neuverschulden.

    Als ich vor 8 Jahren vor Obama warnte, da wurde ich sogleich zu einem Nazi Antidemokraten und Nazi gemacht, denn Obama war ja ein Schwarzer gegen den man nicht sein durfte.

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