Niedersachsen: Gewinner oder Sieger?

Der Gewinner aus Niedersachsen heißt nicht Rot-Grün!

Denn Rot-Grün hatte seinen Vorsprung von 13% in nur drei Wochen verloren.

Man ist kein Wahlgewinner, wenn 344 Stimmen über die Mehrheit im Landtag entscheiden. Bei solch einem hauchdünnen Vorsprung hat man gesiegt, aber nicht gewonnen.

Die Gewinner heißen Grün und Gelb

Da sich die beiden großen Volksparteien nur noch durch die Wahl des Wunsch-Koalitionspartners unterscheiden, wählen viele Bürger gleich den kleinen Partner und „verleihen“ ihre Erststimme der gewünschten Volkspartei.

Auch wenn es die Medien nicht wahr haben wollen: die FDP hat 7% der Wähler aus anderen Lagern als die der CDU geholt. Und FDP-Wähler haben schon immer mehrheitlich ihre Erststimme einer der beiden Volksparteien gegeben. Das war zu Willy Brandts Zeiten die SPD und seit einigen Jahren ist es halt die CDU. Ähnlich verfahren übrigens auch die grünen Wähler.

Diese beiden kleinen Parteien grenzen sich stark voneinander ab. Es gibt kaum Überschneidungen, dafür aber immense Unterschiede. Die einen glauben, die Bürger seien kleine Kinder, die von Vater Staat beschützt werden müssen; die anderen glauben an Eigenverantwortung und sehen den Staat als Diener der Bürger. Alle Ampel-Koalitionen hielten nicht lange, fast alle Ampel-Koalitionsgespräche verliefen im Sand. Grün und Gelb können zwar kommunal miteinander arbeiten, aber auf Landes- oder Bundesebene ist dies nicht möglich.

Wer also eine kleine Partei wählt, kann sich sicher sein, dass seine Wahlhaltung (Vater Staat vs. Eigenverantwortung) beim Koalitionspartner wahrgenommen wird. Wer gleich die große Partei wählt, kann unter Umständen den falschen Koalitionspartner bekommen. Der somit sicherere Weg ist die Wahl der Kleinen. Dies erleben wir seit Jahren und wurde in Niedersachsen nur wieder bestätigt.

Die größten Verlierer sind die Medien und Demoskopen.

Sie haben uns wochenlang erzählt, dass die Mehrheit der Niedersachsener die „Schnauze voll habe“ von Schwarz-Gelb. Der Wahlabend hat sie eines Besseren gelehrt. Sie sind doch keine Königsmacher, auch wenn sie sich dafür halten. Die NZZ schreibt: „Die einzig wirklich krachende Niederlage haben in Niedersachsen aber wieder einmal die deutschen Medien erlitten.“

Ebenfalls verloren haben die beiden Volksparteien

Aber hier hat die SPD bundesweit eindeutig die besseren Karten. Sie kann sowohl mit starken Grünen im Westen, wie auch starken Linken im Osten und mit schwachen Schwarzen koalieren, während der CDU meist nur die FDP als Koalitionspartner zur Verfügung steht. Die CDU hatte sich auf Bundesebene spät, zu spät dazu entschlossen, eine Koalition mit den Grünen auszuschließen – eigentlich erst, nachdem die Grünen eine Koalition mit den Schwarzen ablehnten. Das ist in meinen Augen wankelmütig und hat zu Recht dazu geführt, dass sie kaum Nichtwähler aktivieren konnten und viele Stimmen auch an Rot und Grün abgaben. Diese fahren, trotz Steinbrück, seit Jahren einen festen rot-grün Kurs, bei dem nichts wackelt.

Gewinn des bürgerlichen Lagers trotz verlorener Wahl

Wenn man bedenkt, dass die Medien fast alles, was grün bzw. rot-grün ist, in den Himmel loben, während alles, was nach Bürgerlichkeit, Freiheit und Verantwortung des Einzelnen aussieht, medial verdammt wird, ist der Fast-Patt in Niedersachsen m.E. ein Gewinn des bürgerlichen Lagers.

Stimmen aus dem Ausland sehen dies ähnlich: Deutschlands Bürgerliche haben sich stabilisiert

Schwarz und Gelb wären gut beraten, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und nicht rote und grüne Ideen abzukupfern. Man sieht an den Piraten, wohin es führt, wenn man grüne und rote Ideen übernimmt, statt für die Freiheit des Bürgers – auch gegenüber dem Staat – zu kämpfen. Ich hoffe, auch die Piraten finden zu ihren Grundideen zurück, die da z.B. hießen „so viel Gesetze wie nötig, so wenig wie möglich“.

Und hier noch etwas zu „Gewinner oder Sieger“ aus sportlicher Sicht, was sich jedoch sehr gut auf jede Lebenslage – auch in der Politk – anwenden lässt.

2 Gedanken zu “Niedersachsen: Gewinner oder Sieger?

  1. Seit drei Jahren geht – gefühlt – jede zweite politische Karikatur und jeder dritte Kalauer von viertklassigen Kabarettisten zu Lasten der FDP.

    Rösler wird gebasht (wäre er Vorsitzender der Grünen, wäre gleich von Rassismus die Rede ob seines „Migrationshintergundes“) und auch nach drei Jahren reicht in jeder Talkshow der Griff in die Mottenkiste und das aufs-Brot-schmieren der, zugegebenermaßen politisch äußerst dämlichen, Entlastung des Hotelgewerbes, als frenetisch beklatschtes Totschlagargument gegen die Liberalen.

    Die Medien können sehr wohl über Wahlen entscheiden. Sie bestimmen, ob und welche Informationen den „Endkunden“ erreichen. So wurden die „Piraten“ vor der Berliner Abgeordnetenhauswahl regelrecht gepuscht und erreichten ein Rekordergebnis. Seit sie als dilettantischer Deppenhaufen dargestellt werden, krebsen sie wieder im Bereich der kaum erwähnenswerten „sonstigen Parteien“ herum. Andere neue oder junge Parteien werden dagegen vollständig ignoriert oder von vornherein schlecht geschrieben. Dazu reicht schon ein „rechtspopulistisch“, „konservativ“ oder „neoliberal“ an der richtigen Stelle, schon hat sich die Sache erledigt.

    Hier tragen die Medien sehr wohl und bewusst zur Meinungsbildung bei. Sie filtern und bündeln den Informationsfluss. Wer nur auf klassische Nachrichtenformate und Tageszeitungen angewiesen ist, den kann man einfacher manipulieren und in die gewünschte Richtung dirigieren.

    Meine Meinung.

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